Corporate Blogs für „Einzelkämpfer“ – Smart oder vermessen?

Wann ist ein Corporate Blog ein Corporate Blog? Ist es nicht vermessen, wenn Freiberufler ein bisschen auf ihrer Seite rumbloggen und das dann als Corporate Blogging ansehen?
Ich meine: nein. Das heere Prinzip des Corporate Blogging und der bürokratische Terminus „Einzelunternehmer“ gehen wunderbar zusammen, wenn der Blog im Kern unternehmerischen Zielen dient.

 

Ich, die Marke: Warum ich blogge
Gleich vorab: Mir ist schon jetzt, mit meinem ersten Post im eigenen Blog, dass ich viele der Mantren, die ich Kunden in den letzten Jahren vorgesungen habe, nicht oder zu wenig beherzigen werde. Um Ideal und Realität einmal abzugleichen, hier mein persönlicher kleiner „Mantra-Check“:

  • Sei strategisch: Erfolgreiche Corporate Blogs folgen klaren unternehmerischen bzw. daraus abgeleiteten Kommunikationszielen und messen, inwieweit sie diese erreichen. Das sollte ich hinkriegen, das kann nicht so schwer sein: Mein Blog soll auf die „Marke Carina Waldhoff“ einzahlen – klingt seltsam, ist aber so in einem Geschäft, in dem Vertrauen alles ist und Authentizität keine hohle Phrase. Denn wer nicht öffentlich über seine Kunden und Projekte sprechen kann, weil Vertraulichkeit oberstes Gebot ist, kann immer noch darüber sprechen und schreiben, womit er oder sie sich fachlich auseinandersetzt, welche Perspektiven er auf aktuelle Diskussionen hat und, ja, auch darüber, was auf- und anregt. Meine potentiellen Kunden holen sich keine Konzept- und Trainingsmaschine ins Haus, sondern einen Profi, der neben Denken und Wissen durch Haltungen und auch Emotionen geprägt ist. Ohne Leidenschaft und Persönlichkeit gibt es keine Qualität in der Kommunikationsbranche, davon bin ich fest überzeugt. Insofern wird der „Markenkern“ für Freiberufler in ihrem Blog unweigerlich erkennbar.
  • Sei authentisch: Dass das für mich in Sachen Eigen-PR selbstverständlich ist, sagte ich bereits. Ich freue mich aber auch enorm zu sehen, dass sich das einige der „Großen“ trauen und erfolgreich damit fahren: Uwe Knaus, als Manager Corporate Social Media bei Daimler für den Daimler-Blog verantwortlich, erläutert dieser Tage, warum die Content-Strategie sich auch beim zweiten Relaunch seit 2007 im Wesentlichen treu geblieben ist:

„Dreh- und Angelpunkt sind die Mitarbeiter und ihre Geschichten. Denn eine weitere wesentliche Funktion des Blogs ist es, den Konzern auf einen menschlichen Maßstab herunterzubrechen. Große Konzerne wie Daimler wirken oft beängstigend – diese „Black Box“ gilt es aufzubrechen, transparent zu machen. Deshalb räumen wir auch dem Autor am Anfang und am Ende eines jeden Beitrags mehr Raum ein, durch ein größeres Autorenbild und Zusatzinformationen über ihn.“

Das ist ein strategischer Gegenpol zu Corporate Social Media Newsrooms oder den Blogs in Magazinen á la Coca Cola – beides hat seine Berechtigung, aber eben auch ganz unterschiedliche Kommunikationsziele. Für kleinere und kleinste Unternehmen erscheint mir der graswurzelige Ansatz von Daimler zielführender und besser durchzuhalten.

  • Höre zu, suche das Gespräch: Das ist zumindest ein großes Anliegen, wird aber nicht annähernd so planvoll (s.u.) funktionieren, wie ich es von einem guten Corporate Blog erwarte. Wichtig ist mir aber, einen selbst bestimmten und organisierten Platz für meinen „Content“ zu haben und eine Verknüpfung zwischen Erlebtem, Besprochenem und Gelesenen zu haben und die Grenzen zwischen „real“ und „online“ ein wenig verwischen zu können. Positive SEO-Effekte durch Verlinkungen sind absolut erwünschter Nebeneffekt, aber kein kalkulierter Selbstzweck. Ich bilde mir auch ein, solches Kalkül in Blogposts erschnüffeln zu können.
    Sei Viele, feiere die Vielfalt: Gut, das vergessen wir mal. Auch eine im Sternzeichen Zwilling geborene (Hang zum Multiphrenen!) hat nicht die Chancen, die jedes Unternehmen mit einem Team, verschiedenen Abteilungen, Hierarchien und Standorten hat. Chancen haben und nutzen sind dennoch zwei Paar Schuhe – insofern muss auch hier, wie in all meinen Trainings und Workshops der letzten Jahre, den Frostablog als absoluter Best Case für deutsche Mittelständler herhalten. Mehr kann man nicht richtig machen: Gemischtes Autorenteam, vielfältige Themen, Nutzwert und Glaubwürdigkeit (wenn der Reis in der Paella nicht der richtige ist und die Kunden entsprechend kommentieren, wird eine neue Reissorte verwendet). Eine gute Möglichkeit, zusammen weniger allein zu bloggen, sind natürlich Gastautoren (ein echter Treiber laut aktueller Studie zu Corporate Blogs aus der karrierebibel). Die stehen bei mir zwar noch nicht auf der Matte, sind mir aber höchst willkommen!
  • Sei planvoll, zuverlässig und aktiv: Ich geb’s reumütig zu: Ich habe keinen Redaktionsplan, mein eigenes Content-Marketing wird, schon jetzt absehbar, sehr viel intuitiver laufen als ich mir das im Kundenauftrag durchgehen lassen würde. Weder habe ich feste Blogtage eingeplant noch vorbereiteten Content „for a rainy day“. In der Vergangenheit habe ich gelegentlich (viel zu selten!) auf Moderne Unternehmenskommunikation  gebloggt – daher kenne ich auch meine wichtigsten Bremsen: der Standard „keine Zeit“ und die Scheu vor Belanglosigkeit. Entsprechend habe ich mich meistens dann ins Zeug gelegt, wenn mich etwas (s.o.) wirklich auf- oder anregte, das klassische Meinungsstück eben. Beide Bremsen sehe ich aktuell und versuche sie geflissentlich zu ignorieren.

 

Was mich trotzdem guter Hoffnung sein lässt? Ich habe diesen ganz natürlichen Drang, mich auszutauschen und mitzuteilen, da muss mich niemand lang bitten. Wenn jetzt noch die Kommentarfunktion genutzt wird: Vive le Mini-Corporate Blog!

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